Abfuck – Boardstein Magazine ist Geschichte

18. November 2008   16:29  -  Johannes Gausepohl

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Schlechte Nachrichten aus Dortmund! Das Boardstein Magazine wird eingestellt. Eine traurige Nachricht, brachtendoch Arne und Co. tolle Abwechslung in die Magazinelandschaft in Deutschland.

Boardstein dazu:

Viele mögen es geahnt haben, ein paar nahe Freunde wissen es schondefinitv: Es ist Schluß mit lustig, Schluß mit BOARDSTEIN alsgedrucktes Skateboardmagazin. Soll heißen, wir müssen/wollen/könnenunser aller Lieblingsmagazin nach jahrelangem Kampf endlich einstellen,zumindest so, wie ihr es kennt und lieben gelernt habt. Gründe dafürgibt es tausende, man könnte eine eigene Ausgabe darüber verfassen(vielleicht machen wir ja mal ein Buch drüber), aber man braucht auchnicht drum herum reden: Es fehlt einfach das nötige Geld zumWeitermachen. Aber in Verbindung dazu fehlt es seit neun Jahren zumersten Mal auch an wirklichen Perspektiven und vor allem an Motivationunsereins. Wir haben uns ja nun wirklich oft genug aufgerafft undstanden mehr oder weniger ein Dutzend mal vor dem Aus oder derEntscheidung aus zu machen. Und jetzt ist eben der Punkt, wo wir unssagen, dann eben ohne unser Magazin…

Und damit meinen wir nichteuch, liebe Freunde und Leser, sondern die (deutsche)Skateboardindustrie, die uns, bis auf ein paar angenehme Ausnahmennatürlich, in all den Jahren nicht annähernd das zurückgegeben hat, waswir für sie und die Szene, von der sie abhängt, getan haben. Das mußman ganz deutlich so sehen, weil es einfach so ist. Gründe dafür gibtes auch wieder tausend, aber fest steht, daß ein Magazin, wie wir esgemacht haben, von Anzeigen, sprich Werbung, lebt. Und wenn mandiesbezüglich nicht genug Unterstützung erfährt, kann man das Magazinin dieser Form halt nicht regelmäßig oder erstmal gar nicht mehrrausbringen. So gesehen ist unser Erscheinungsrythmus in den letztenzwei Jahren ja ziemlich geschrumpft, bzw. viel mehr hat er sichausgedehnt, und unsere neue Strategie, das Magazin umsonstrauszubringen, kam rein wirtschaftlich gesehen wahrscheinlich diesezwei Jahre zu spät. Genau wie wir damals anno 2000 zwei Jahre zu spätmit dem Heft angefangen haben, als der Spät-`90er Boom auf demHöhepunkt war, dann aber anfing abzuflauen.

Aber wie gesagt,Gründe gibt es viel zu viele, um sie hier alle im einzelnenaufzuführen, und irgendwo ist es ein Wunder, daß wir es überhaupt soweit geschafft haben. Es ist auch nicht nur die Schuld von anderen, wirhaben auch nicht immer alles richtig gemacht und sind wahrscheinlichoft einfach zu ehrlich für diese Welt gewesen, wenn das überhaupt geht.Aber wir haben doch einiges erreicht und sind uns dabei immer treugeblieben, was uns ja auch mit treuer Freundschaft und Liebe vontausenden Brüdern und Schwestern gedankt wurde. Man könnte endlosdarüber philosophieren, aber dies ist nun mal nicht eines unsererlegendären Vorwörter, sondern nur blöde Internet-Pressemitteilung mittraurigem Inhalt.

Ganz BOARDSTEIN Style wollen wir uns allerdings nicht kampflosgeschlagen geben und sind fest entschlossen, noch eine letzte Ausgaberauszubringen, wie auch immer die dann aussehen mag und wann auch immerin den nächsten Wochen erscheinen wird. Wir waren die letzten Monateentschlossen, es wenigstens bis zur 50 zu schaffen, aber wenn estatsächlich nur noch ein Heft sein soll, dann schließen wir diesesKapitel deutscher Skateboardkultur eben mit 47. Jedenfalls liegt hiereinfach noch zu gutes Zeug auf Halde, das wir euch nicht vorenthaltenwollen, und es gibt noch zu viele Geschichten, die erzählt werdenmüssen, denn schließlich waren wir neben allen Strapazen undRettungsmaßnahmen das ganze Jahr über trotzdem fleißig und kreativ. Wirwollen einfach einen würdigen Abgang auf Papier hinlegen, erwartet aberbitte keine großartige Untergangsspezialausgabe, sondern einfach einentypischen BOARDSTEIN, der deutlich machen soll, daß wir das Magazingerne noch lange Zeit weiter gemacht hätten, wenn auch nicht unterdiesen Bedingungen!

Es wird diesbezüglich auf genau diesem Kanal, unserer Webseite www.boardstein.com,die wir immer so schön vernachlässigt haben, reichlich Bewegung geben,so viel ist sicher, denn das ist jetzt das einzige Medium, das wir nochhaben. Das soll allerdings nicht heißen, daß wir zu einemOnline-Magazin mit täglichen Updates usw verkommen werden, nie imLeben! Viel mehr werden wir gerade in der nächsten Zeit unsere Webseiteals Plattform sehen, um die Familie und die Fahnen hochzuhalten.

‚Paperin a world of data‘ war seit jeher nicht umsonst einer unsererLeitsprüche. Deswegen gehen wir zurück zu unseren Wurzeln und bringenmal ein Buch, vielleicht auch ab und zu ein Fanzine und vor allemendlich mal unsere überüberfällige DVD raus. Wir wollen in naherZukunft regelmäßige Partys und andere Veranstaltungen machen, denn wirsind nicht tot und immer noch BOARDSTEIN, nur eben zukünftig ohneMagazin. Und wer weiß, was uns noch alles so in den Sinn kommt…

Wirhaben dieses Wochenende sogar unseren legendären Redaktionskellerfilmisch dokumentiert und festgehalten, den wir dann jetzt bald räumenmüssen. Diesen Keller werden wir auch in verschiedenen Episoden imInternet zur Schau stellen, weil wir denken, das es für unsere Fans undLeser interessant sein könnte (an dieser Stelle schon vorweg nochmaleinen supergroßen Überdank an unsere Profis Wulf,Tobi und Phil aus Leipzig!!!). Unser Keller hat vieleSkateboardgeschichten zu erzählen, und während wir genau heute damitangefangen haben, nebenbei die ersten Sachen von den Wänden zu nehmen,werden wir leider einen Großteil davon auf den verdächtigenVerkaufsportalen verkaufen und versteigern müssen. Vielleicht ist dafür den einen oder die andere ein passendens Geschenk für diebevorstehenden Feiertage mit dabei, auf jeden Fall gibt es eine Mengeecht cooles Zeug, für das wir in Zukunft einfach kein Platz mehr habenwerden und das wir in Bargeld umtauschen müssen. Unsere Redaktionist/war definitiv ein Skateboardmuseum, Ben Wes aus Hamburg hat eseinmal von allen Besuchern am besten formuliert: ,,Man fühlt sich hierdrinnen wie in einem Skateboard…

Haltet euch auf dieserWebseite auf dem Laufenden, während wir uns eine Lösung für das letzteHeft und die weitere Zukunft ausdenken und versuchen, diese in die Tatumzusetzen. Fest steht, daß wir für genau diese Ausgabe 47 ein letztesMal eure Unterstützung brauchen, denn wir können wirklich jeden Centgebrauchen, um das Heft überhaupt noch und halbwegs so zuverwirklichen, wie wir uns das vorstellen. Bei genug Interesse undFeedback eurerseits wird es hier bestimmt ein Spendenkonto geben, mitdem ihr euch eure ganz persönliche letzte Ausgabe sichern könnt. Bisdahin werden wir schon mal ein paar Artikel, die aus Aktualitätsgründenaus eben dieser Ausgabe rausfliegen müssen, hier auf www.boardstein.combringen, um euch ein bißchen zu unterhalten. Wir hoffen, daß wir sodiese erste BOARDSTEIN Phase ordentlich abschließen können, denn eswird nicht die letzte sein. Irgendwiewas ist auch in Zukunft noch vonuns zu erwarten, denn wir sind viel zu stumpf und zu sehr BOARDSTEIN,um uns einfach so aus dem Staub zu machen.

Seid euch bewußt,daß dies unsere traurigste Stunde ist, aber nicht unsere verzweifelste,denn die hatten wir schon tausendmal in den letzten neun Jahren…

Wir lesen uns wieder genau hier, genau bald!

Mit zwei, drei Tränen im Auge,
Euer BOARDSTEIN Team

Tags: Boardstein,

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